Als Fuorisalone bezeichnet man die Satellitenveranstaltungen der Salone del Mobile, die unzählige Showrooms, alte Fabrikhallen, Cafés und Designstudios zu Designbühnen werden lassen. Die drei Haupt-Design Viertel in diesem Jahr waren der Klassiker Zona Tortona, das experimentelle Ventura Lambrate und das etablierten Brera.
Die Zona Tortona wurde allerdings schon im vorherigen Jahr als passé erklärt. Wie allen gefeierten In-Vierteln, ereilte auch der kleinen Gegend hinter dem Porta Genova ein traurige Schicksal. Der trendigen Jugend wurden die Mieten zu teuer und sie verabschiedeten sich und mit ihnen die großen Hersteller. Ohne große Zugpferde fielen die Veranstaltungen dann auch ruhiger und kleiner aus, mit weniger renommierten Ausstellern, weniger Parties und weniger Veranstaltungen. Wen jedoch eher die jungen Designstudios und die Hochschulen interessierte, war in der Verntura Lambrate an der richtigen Adresse. Der Veranstaltungsort, der im letzten Jahr von den Niederländerinnen Margriet Vollenberg und Margo Konings ins Leben gerufen wurde, zeigte in große Hallen Ausstellungen einzelner Länder, Städte und Hochschulen. Die Berliner waren mit der Ausstellung “Poetry Happens”vertreten. Eins der großen Thema ist und bleibt die Wiederverwertung von Materialien, daneben bildeten die Inszenierung von Traditionellem, die Poesie des Alltäglichen und alte Kunsthandwerkstechniken den roten Faden. Im etablierte Brera, rund um die Via Montenapoleone, reihen sich die Luxusmarken Laden an Laden und große Namen wie Hermès zeigten hier ihre Debütkollektion. Im Folgenden ein kleiner Überblick über die sich heraus kristallisierenden Trends von der Fuorisalone, die sich zum Teil mit dem Angebot der Salone Mobile überschneiden, aber doch auch Einiges Innovatives zeigt.
Steinware
Stein ist das Material der Stunde. Man sieht jetzt geschmeidige, skulpturhafte Möbel und Tafelgeschirr wie bei +Stone und Marsotto oder Mineralmischungen bei Cappelini. Im Kontrast dazu trifft man bei Ortofabbrica und Nilfur auf rauhe und elementare Formen. Den letzten Trend folgend, hin zu naturbelassenen Materialien, zeigt die Fuorisalone sehr anschaulich das Bedürfnis sich mit der Natur verbunden zu fühlen.
Um den Finger gewickelt
Oder doch eher um Möbel und Accessoires werden jetzt verschiedene Bänder, Seile und Schnüre gewickelt. Dieser Trend vereint Funktionalität mit Dekoration und Wiederverwertung mit Handwerkskunst. Sehen konnte man diese Idee sowohl in der Zona Tortona als auch in Brera.
Super schlicht
Einer der maßgebenden Trends in der Zona Tortona und im Ventura Lambrate ist schörkellose, einfache Möbel mit einem selbstgemachten Twist. Stühle, Tische, Leuchten und dekorative Accessoires kommen jetzt minimal daher, sowohl in Form als auch in der Konstruktion. Die verwendeten Materialien sind robust, langlebig und häufig per Hand gearbeitet. Der Gesamteindruck entstand, dass Möbeln für die Dauer hergestellt werden und auch schnell repariert werden können. Was gleich zwei Strömungen entspricht, dem Wiederauflebenlassen von alter Handwerkskunst und dem steigenden Bedürfnis nach Authentizität.
Dralles Design
Schon ein großer Trend auf der Maison & Objet in Paris in diesem Jahr sieht man immer mehr Design mit voluminösen und prallen Formen. Üppige Textilien werden abgesteppt und bilden so weiche Kurven.
Drapierungen
Lose Textilien werden scheinbar zufällig über Polstermöbel und Leuchten drapiert. Die Campana Brüder und Karlson Bjork benutzen ungenau zugeschnittenes Leder, um eine primitive Ästhetik zu erzeugen. Während Konstantin Grcic und Aqua Creations kunstvolle Zieharmonikafalten legen aus luxuriöser Silke und Wolle.
Materialverbindungen
Natürliche und synthetische Materialien werden bei diesem Trend kombiniert und ergeben eine interessante Gegenüberstellung. Rattan, Holz und Leder verschmilzen mit glänzenden Metal, Draht und Plastik. Knallige Farben unterstreichen die Vereinigung von fast schon Gegensätzlichen Materialien, wie bei Sebastian Herkner und Karlsson Bjorks Design.
Im Bezug auf Farben zeigten die Aussteller auf den Fuorisalone eine große Vielfalt von verschiedenen leuchtenden Arten. Zu den auffallendsten gehörte Blau, das von einem Indigo zu Petrol und einem Meeresblau, in verschiedenen Schattierungen zu bewundern war. Im roten Farbenspektrum waren besonders zwei Gradierungen beliebt – das fast schon neon Orangerot und Himbeere. Während das Schrillere gerne auf gewachste und glänzende Oberflächen trifft. Wird der Himbeerton besonders gerne mit heller Eiche kombiniert. Das Kanarienvogel-Gelb sah man schon auf der Objet & Maison und auch in Mailand ist es schon zum zweiten Mal ein gerne gesehener Look. Verwendet wird es häufig für lackierte Oberflächen oder solche aus Holz. Im Gegensatz zu den Knallfarben gibt es natürlich auch eine Gegenbewegung angeführt von Tokujin Yoshioka und seiner experimentellen “Twighlight” Ausstellung, die inspiriert wurde von allen himmlischen Dingen. Allgemein erscheinen diese Designs schwerelos, pur und skulpturhaft in der Form.
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